Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald

Fantastic Beasts: The Crimes of Grindelwald ★★½

Ich bin kein Fan davon, das „Harry Potter“-Franchise fleißig weiter zu melken - soviel direkt vorneweg. Wenn „Crimes of Grindelwald“ mal zum Punkt kommt, dann erinnern viele Kernelemente ermüdend oft an die bereits erzählten Geschichten - der fiese Fiesling, der aus der Obskurität heraus eine Armee von Gleichgesinnten um sich scharrt; der Held wider Willen, der sich als Einziger gegen ihn stellt; der mächtige Schuldirektor, der aus irgendwelchen Gründen nicht in den Kampf eingreifen kann. Kann man durchaus unoriginell finden.

Zu doof, dass der Film viel zu lange aber eben nicht zum Punkt kommt. Mittendrin gibt es eine Strecke von rund 25 Minuten, in denen sich „Crimes of Grindlewald“ in seinen höchstens leidlich interessanten Nebengeschichten verliert, ohne jede Plotprogression. Der Hauptstrang braucht eine geschlagene Stunde, um überhaupt in Fahrt zu kommen, wird aber dennoch immer und immer wieder unterbrochen.

Zwischendrin wirkt das bunte Treiben oft, als habe jemand die „Harry Potter“-Filme studiert, wobei aber lediglich die magischen Spielereien und grandiosen Kulissen hängen geblieben sind. Hier ein niedliches CGI-Tierchen, da ein Flyby über Islands atemberaubende Täler, dort steht jemand vor ner gewundenen Eiche und irgendwann fliegen dann die Eulen in Hogwarts durchs Bild. Dass es schon auch noch irgendwie ganz schön wäre, nebenbei eine spannende Geschichte zu erzählen, muss den Machern beim „bis unter den Rand mit Reminiszenzen zukleistern“ offenbar entfallen sein.

Im letzten Drittel nimmt der Film merklich Fahrt auf - da kommen dann die üblichen Effektschlachten und manch tragische Wendung zusammen, Johnny Depp darf ein wenig chargieren und hier und da werden ein paar Geheimnisse aufgedeckt. Berührt hat mich davon aber nur wenig. Auch weil den großen Twists und Turns die Schlagkraft fehlt. Wenn in den „Potter“-Filmen Unvorhersehbares geschah, dann schlug das auch deswegen ein, weil man sich an Charaktere und Plotfäden ein ganzes Franchise lang gewöhnen könnte. „Fantastic Beasts“ mutet sich hier ein bisschen zu viel zu.

Schade ist, dass die Macher sich für den sicheren Weg und damit das eher konventionelle Abarbeiten an Serienstandards entschieden haben. Die Zutaten für ein wesentlich emotionaleres Spektakel sind immerhin gegeben: Der zentrale Konflikt zwischen Dumbledore und Grindlewald, der hier lediglich angedeutet wird, erscheint mir um ein Vielfaches faszinierender. Mag vielleicht noch in einem der nächsten Teile kommen, macht diesen dadurch aber nicht besser.

So ist „Crimes of Grindlewald“ ein höchst artifizieller, häufig kalter und steriler Film geworden. Nahezu jede Einstellung ist am Computer nachbearbeitet; obwohl in Paris angesiedelt, bekommen die Macher nicht einen einzigen natürlichen Shot dieser schönen Stadt zu Stande. Vom Soundtrack bis zum drögen Colorgrading wirkt hier so Vieles so sehr beliebig. Aber wie viel Leidenschaft, Herz und Wärme kann man schon von einem Film erwarten, der nie Aufgrund einer Vision, aus dem Herzen heraus entstanden ist, sondern als reines Marketingprodukt?!

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