Star Wars: The Last Jedi

Star Wars: The Last Jedi ★★½

This review may contain spoilers. I can handle the truth.

This review may contain spoilers.

Nun.
Teilweise überragend, teilweise überragend schlecht. Man weiß gar nicht so richtig, wie man diesen Film bewerten soll. In seinen stärksten Momenten ist er so, wie man sich heute einen Star Wars-Film wünscht. In seinen schwächsten Momenten verkörpert er alles was falsch ist an heutigen Blockbustern und der damit verbundenen Ver-Disney-sierung.

Ich habe Episode 7 vorgeworfen, dass er sich zu wenig getraut hat. Das er ein guter Fanservice ist, aber praktisch keine eigene Identität hat. Ich habe JJ Abrams vorgeworfen, dass er sich nichts getraut hat, dass er "auf Nummer sicher geht" und wie in vielen seiner Projekte zuvor, ein Meister im Fragen aufwerfen ist, aber wenig davon versteht diese Fragen zufriedenstellend zu beantworten.

Das alles kann man nun nicht unbedingt Rian Johnson ("Brick") vorwerfen. Insofern bekommt er von mir auch Respekt für eine wesentlich mutigere Herangehensweise und eine eigene klare Vision.
Allerdings ist das gleichzeitig auch (s)ein Problem. Denn so sehr man auch Episode 7 nun mal kritisieren mag, er ist nun mal da. Er ist Kanon und Rian Johnson hatte hier kein Spin Off zu drehen, sondern ein weiteres Kapitel von etwas Größerem. Am Ende des Tages hat Rian Johnson nur eins von neun Kapiteln geschrieben und sich dabei das Recht rausgenommen, ein stückweit auf alle anderen Kapitel zu scheissen.

Du kannst nicht einfach reinkommen und sagen "Ey ihr Fucker, Harry Potter trägt jetzt Kontaktlinsen und hat sich die Narbe weglasern lassen!"

Das ist es, was ich Episode 8 am meisten vorwerfe. Er bricht mit einem Stil, mit Plotlines, Charakteren und einem Kanon, der über Dekaden gewachsen ist und mit dem Millionen Menschen weltweit sich wie mit einer Religion identifizieren. Das ist eine große Verantwortung und ich behaupte, dass Johnson dieser nicht gerecht wurde.

Slapstick-Elemente, die aus einem ZAZ oder Mel Brooks Film stammen könnten, machen aus Figuren wie Hux oder Luke Skywalker Karikaturen. Das ist durchaus unterhaltsam, keine Frage.
Aber genauso wie ich mich bei einem Jumpscare erschrecke, ist mein Lachen, wenn eine Szene mit enormer Spannung aufgebaut und dann Sekunden später durch einen albernen "Punch" gebrochen wird, nur ein Reflex und keine echte Emotion. Es ist ein 'Cheap Trick', den die Marvel-Filme seit jeher bis zum erbrechen zelebrieren. Etwa wenn der Held seinen Hammer, Schild, Umhang, die Rüstung oder sonstigen Device lapidar und nicht mit dem zu erwartenden Respekt behandelt.

Das passt aber nicht wirklich zu Star Wars, sofern man nicht vorhat, die DNA einer 40 Jahre alten Erzählung zu ändern.
Generell ist der Humor der "alten Trilogie" eher in kleinen Dosen ( Perrier?) vorhanden. Natürlich hatte man mit Han-Solo einen Sprücheklopfer oder mit Ewoks und C3PO auch Comic Reliefs. Ich habe auch nichts gegen lustige Szenen oder One-Liner bei Star Wars. Der große Unterschied zu Episode 8 jedoch ist, dass der Humor niemals die Ernsthaftigkeit der Charaktere untergraben hat. Es gibt keine Szene, die Vader zu einem Lappen werden lässt, oder einen lapidaren Spruch, der aus Tarkin ein Comic Relief macht. Es gibt keine einzige Szene, bei der man daran zweifelt, dass Luke Skywalker es ernst meint mit seiner Mission. Und in dem Moment wo Luke Skywalker, oder Tarkin, oder Vader, oder der Imperator ihre Sache ernst nehmen, nehmen auch wir als Zuschauer sie ernst. Wir tauchen ab in eine mystische Welt, eine Space-Oper von epischen Ausmaßen. DAS ist Star Wars. Eher sich ein bisschen zu ernstnehmend, als sich mit der so unglaublich angesagten Meta-Ebene selber die Butter vom Brot zu nehmen. Wir sezieren jeden Happen, den man uns vor die Füße wirft. Entwickeln Theorien, analysieren Frames und zerlegen Trailer. Warum? Weil wir uns fucking noch mal mit der Welt identifizieren. Weil es eben nicht einfach nur ein Weltraumabenteuer ist. Das sind Charaktere die uns seit Kindheitstagen begleiten, deren Geschichten wir besser kennen, als die unserer eigenen Vorfahren. Das kann man albern finden, aber man sollte es respektieren. Und es ist diese Generation an Star Wars Fans, die am meisten unter Episode 8 leiden. Nicht der 10-Jährige, der Yoda von seinen Corn Flakes kennt und Spider-Man sowieso geiler findet.

Und es ist genau das, was ich persönlich an Star Wars liebe. Ein Universum das sich ernst nimmt. Rian Johnson nimmt fast nichts an Star Wars ernst. Er nimmt nicht mal Episode 7 ernst. Er vernichtet fast alles, was ihm nicht zusagt. Er hat auch gar kein Interesse an Erklärungen und Antworten auf Fragen, die er nicht selber gestellt hat.

Episode 8 fängt grandios an. Mit der besten Weltraumschlacht seit Rogue One (...). Wenn plötzlich ein Dreadnought aus dem Hyperantrieb in unseren Fressen landet, dann ist das einfach geil. Natürlich kann ich mich fragen, wo eigentlich dieser Dreadnought herkommt. Warum die First Order eigentlich solche Schiffe hat und warum das Kräfteverhältnis von Rebellen und First Order überhaupt so ist, wie es sich jetzt nun mal darstellt, aber wenn juckt's wenn es so geil aussieht?
Man merkt recht schnell an welchen Charakteren Rian Johnson gefallen gefunden hat und hier hat der Film auch seine Stärken. Denn wenn JJ Abrams etwas kann, dann ist es "casten". Die Besetzung war schon in Episode 7 top und ich komme nicht umher um festzustellen, dass Finn, Rey, Poe und Kylo Ren durchaus das Zeug haben eine neue Generation an Star Wars Filmen zu tragen.
"The Last Jedi" (TLJ) ist dann am stärksten, wenn es um Kylo und Rey geht. Die Grundidee die der Film verfolgt ist nämlich pur Star Wars: Gut gegen böse, hell gegen dunkel, Jedi gegen Sith. Und irgendwie gehört es halt auch dazu, dass man sich fragt, wer den Verführungen der mächtigen dunklen Seite erliegt und wer nicht. Es ist nicht neu, aber es funktioniert und ist eben das Leitmotiv im Krieg der Sterne.

Der unsägliche Mittelteil mit dem generischen Kasino-Abenteuer von Finn und Rose, muss ich natürlich erwähnen. Er fällt so stark aus dem Rahmen, dass man sich wirklich fragt, warum er überhaupt im Film gelandet ist. Diese Zeit hätte man so unglaublich Sinnvoll in andere Story-Stränge stecken können. Stattdessen muss ich mir die beschissenste Star Wars halbe Stunde seit der Lovestory von Anakin und Padme in Episode 2 über mich ergehen lassen. Momente, in denen man bei einem Star Wars Film tatsächlich auf die Uhr schaut (wtf?) und auf Blu-ray vermutlich vorspult.
Was hätte man alles machen können. Erklärungen für Snoke und sein Verhältnis zu Kylo Ren. Ein Reminiscence an Han-Solo (der quasi nicht erwähnt wird). Mehr Infos zu den Geschehnissen im Jedi Tempel und der Ausbildung von Ben Solo unter Luke Skywalker. Ein tödlicher Virus, der alle Gungans vernichtet...

Nach Finns Arbeitsbeschaffungsmaßnahme "Canto Bight", geht es wieder aufwärts und der Film fängt sich wieder. Grandiose Szenen im Thronsaal von Snoke, eine geschichtsträchtige Weltraumexplosion und der, zumindest optisch ansprechende, wenngleich ultra-dumme, Kampf auf dem Salzplaneten Crait lassen das Herz wieder etwas höher schlagen. Am Ende gibt uns Rian Johnson dann doch für ein paar Minuten einen Luke Skywalker, wie man ihn kennt und lässt ihn zumindest nicht als Volllappen in die Jedi-Geschichtsbücher eingehen.

"The Last Jedi" ist keine Katastrophe, aber auch kein Meisterstück geworden. Er wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Zum Beispiel was JJ Abrams jetzt aus Episode 9 machen wird. Snoke war eine Force Projection? Einen neuen Helm für Kylo Ren? Hux ist wieder ernst zu nehmen? Wir werden es sehen. Es ist alles ein bisschen weird unter Imperator Kennedy geworden.
Ein schönes Zitat liefert TLJ aber und ich finde es beschreibt perfekt, wie man mit dem Film umzugehen hat.
In diesem Sinne:

"Don't fight what you hate. Save, what you love!"

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Etienne liked this review