flis04 🎞’s review published on Letterboxd:
Nachdem ich mit Halloween einen Horrorklassiker nachgeholt habe, war es Zeit sich auch einer anderen von mir vernachlässigen Filmsparte zu widmen. Da viel mir der französische 70er Thriller "Angst über der Stadt" ins Auge. Bisher habe ich noch nicht viel Erfahrung mit dem französischen Film gemacht, aber dieser Jean Paul Belmondo Streifen hat mich schwerstens im positiven Sinne überrascht.
Wenn man sich irgendwo in den Weiten des Internets Kritiken zu diesem Film durchliesst stösst man immer mal wieder auf die Bezeichnung des französischen Dirty Harrys. Und ich muss zugeben der Vergleich ist gar nicht mal so weit hergeholt. Belmondo ist zwar kein Eastwood und kommt an diesen auch nicht im gerinsten ran, überzeugt jedoch ebenfalls durch die Darstellung eines grimmigen Polizeibeamtens welcher, seine unkonventionellen Methoden betreffend, das Gesetzt nicht für allzu bare Münze nimmt aber dafür mit einer effektiven Verbrechensbekämpfung glänzt. Durch die Redseligkeit und eine vereinzelt aufkommende Melancholie unterscheidet er sich jedoch von dem amerikanischen Vorbild. Dirty Harry ist noch eine Spur grimmiger, rauer, abgebrühter und reisst die besseren Sprüche. Belmondo gelingt es jedoch seinem Ermittler eine ganz eigene Note zu geben, wodurch er nicht wie ein schlechter Abklatsch wirkt sondern perfekt in die präsentierte Geschichte passt.
Die eigentliche Geschichte ist dann letztendlich Genredurchschnitt was aber gut zu verschmerzen ist, da eh Belmondo und die Schauwerte im Vordergrund stehen. Ein fantastisches Highlight ist die 20 Minütige Verfolgungsjagd im Mittelteil des Streifens. Zunächst hetzt man über die Dächer von Paris bevor es ins Auto und schliesslich in die U-Bahn geht. Bezeichnend für die Actionszenen in ihrer Gesamtheit sind die Nahaufnahmen von Belmondos Gesicht wodurch eine Unmittelbarkeit entsteht. Hier ist kein Stuntman am Werk und mit grossem Dank an die 70er kann man auch jede Angst vor schlechtem CGI, wie es uns heute so oft begegnet, bei Seite schieben.
Aber auch abseits des Spektakels kann man einige clevere inszenatorische Kniffe wie den Einsatz von Spiegeln oder der Darstellung eines Glasauges begutachten.
Schliesslich bleibt die Spannung die volle Laufzeit von 125 Minuten erhalten und die in zwei Geschichten aufgeteilte Täterszch macht vor allem auf Grund von Belmondo extrem viel Spass. Da fällt ein mangelnder Hintergrund zum Täter nicht weiter ins Geeicht. Stattdessen kann man sich an der vielseiten Erzählweise erfreuen, welche viele Elemente verschiedenster Subgenres des Thrillers miteinander vermengt. Als Sahnehäubchen präsentierte uns der ehrenwerte Ennio Morricone wieder einmal einen bravourösen Soundtrack.