Lufio’s review published on Letterboxd:
Für meinen Blog schaue ich gerade alle Pixar-Filme. Eigentlich hatte ich nicht vor für die einzelnen Filme etwas bei Letterboxd zu schreiben, aber hier MUSS ich eine Ausnahme machen.
Lange habe ich mich dagegen gewehrt "Ratatouille" zu schauen. Warum? Ich habe in der höheren Gastronomie gearbeit und sogar (wenn auch nur sehr kurz) in einem französischen Sternerestaurant mitten in Paris. Ich habe ein Herz für die Menschen die in der Küche und im Gastraum arbeiten. Einen verweichlichten Kinderfilm von Pixar wollte ich zu dem Thema einfach nicht sehen. Außerdem hasse ich Ratten! Letzteres hat sich auch nach dem Film nicht geändert, aber meine Vorabmeinung zu "Ratatouille" muss ich zurücknehmen.
Der Film beginnt schwungvoll, aber erwartbar. Pixar macht die Seiten und Beweggründe der Charaktere relativ schnell deutlich. Der Böse Küchenchef, der Held mit dem Herz am rechten Fleck, der geheimnisvolle Feind am Rande, die Romanze, die Familie... blablabla. Auf der Story-Ebene macht der Film nichts neu und so ist es auch kein Wunder, dass das zweite Drittel eher vor sich hin plätschert und maximal für Kinder etwas spannendes zu bieten hat. Aber da ist ja noch das unverbrauchte Setting: Das Sterne-Restaurant!
Pixars Werk von 2007 lebt von seinen unzähligen Details. Damit meine ich nicht nur die Technik-Ebene. Das Messer zum Käse ist wirklich ein Käsemesser, das Besteck ist richtig eingedeckt, die Speisen richtig garniert, der unwissende Lehrling greift das Glas am Kelch, während der wissende Küchenchef es natürlich am Stil hält... Gastro-Kenner müssen so manchen Blödsinn (gerade in amerikanischen Filmen) ertragen, aber hier gibt es endlich mal nichts, was einen aus der Immersion rausholt. Das gilt auch für die Charaktere. Köche (und allgemein Mitarbeiter in einem wirklichen Restaurant) sind eine ganz eigene Art von Volk. Alle sind sie etwas eigen, aber gemein haben sie, dass kaum einer sich mit den Damen und Herren im Gastraum identifizieren kann. Von dieser Diskrepanz zwischen Gast und Arbeiter lebt ein Restaurant! Der harsche Umgangston ist in Wirklichkeit natürlich nicht für einen Familienfilm geeignet, aber auch da ist alles vergessen, bei dem Feierabend-Wein. Ich kann nur sagen: "Chapeau"!
Immer weiter zieht mich "Ratatouille" in seinen Bann. Die Details, das Gewusel, die Stimmung - Wen interessiert da eine eher herkömmliche Geschichte, wenn die Chraktere und die Welt voller Leben sind. Dieses Mal hat es Pixar nicht mit einer endlosen Reise oder einem "Trändendrüsen"-Moment probiert, sondern sich voll auf das Setting und deren Bevölkerung konzentriert. Damit haben die Macher, umso länger der Film ging, voll in Schwarze getroffen. Remi bleibt aber die einzige Ratte auf dieser Welt, die ich lieben werde.