André Pitz’s review published on Letterboxd:
Keine fünf Minuten dauert es, bis er ihr so etwas wie „Du wirst nie wieder ein normales Leben führen können“ sagt und damit mehr oder weniger unfreiwillig das Machtgefälle zwischen den beiden demonstriert. Sie muss ihren Körper, ihr Gesicht in die Kamera halten und damit (aufgrund gesellschaftlicher Realitäten) alles aufs Spiel setzen – Familie, Freunde, Zukunft. Er steht sicher hinter der Kamera, scheint viele der letztlich ihren Körper betreffenden geschäftlichen Entscheidungen zu treffen und profitiert somit von ihrem Körper.
Klar, dass wenn die einst nur zu zweit gelebte Intimität plötzlich öffentlich ist und bis in die letzte Zärtlichkeit hinein durchmonetarisiert wird, irgendwann das Haus in sich zusammenfällt und die Machtdynamiken innerhalb der Beziehung sich verändern. Das Private ist auch immer politisch.
Als Fußnote lässt sich noch festhalten, dass ARTEM & EVA auch demonstriert, wie die digitale Revolution die bestehenden ökonomischen Machtverhältnisse plattwalzen kann. Denn der in diesem Fall wortwörtliche Rubel rollt sofort, sobald Smartphone und ein stabiler Internetzugang zur Verfügung stehen. (Dass das natürlich nur die halbe Wahrheit ist, da die behauptete Unabhängigkeit im Plattformkapitalismus auch nur eine Illusion ist und die Kontrolle weiterhin bei den Konzernen liegt, mal beiseite.)