The Nightmare

The Nightmare ★★

„Der Babadook“ war eine Parabel auf Überforderung und Sucht. „The Witch“ verhandelte die menschliche Psyche im Angesicht extremer Begebenheiten – auch wenn diese womöglich nur in den Köpfen der Beteiligten existierten. Zwei Horrorfilme, die vielfältige Interpretationen zuließen und das Genre nicht nur als Aufhänger für ermüdende Jump-Scares verwendeten, zurecht gefeiert in diesem und dem letzten Jahr. Die deutsche Produktion „Der Nachtmahr“ versucht sich nun auf ähnlichem Terrain und findet kaum etwas, dass über die erste Dimension hinausgeht. What you see is what you get.

Trotz eines eher hinderlichen Spiels mit der Zeitebene, dass mehr suggeriert, als wirklich da ist, ist „Der Nachtmahr“ recht gradlinig. Durch eine junge Frau manifestiert sich ein hässliches Wesen, der titelgebende Nachtmahr, quasi die Personifizierung ihrer eigenen Unsicherheit, ihrer „teenage angst“. Nach anfänglichem Ekel finden die beiden immer mehr zueinander, doch wird auch ihre Umwelt das ungleiche Paar akzeptieren?

Soweit, so gut. Die Idee, dass sich die hässliche Seite des Heranwachsens in einem ebensolchen Gnom niederschlägt und die Protagonistin im wahrsten Sinne lernen muss, auch diese Seite anzunehmen, ist wenig subtil, birgt aber durchaus Potenzial, die „Der Nachtmahr“ aber nicht einlöst. Hauptsächlich, weil die Inszenierung ebenso wenig subtil daherkommt. Das Wesen ist eine 1:1-Replika eines missgebildeten Fötus, den Protagonistin Tina in der Schule gesehen hat, die Eltern bleiben verständnislose Deppen, der immer gleiche Techno-Soundtrack als Sinnbild für die Tristesse der immer gleichen Freizeitgestaltung mit anderen oberflächlichen Generationsangehörigen. Einzig sie Szene, in der Tina ihre fast schon kindliche Abscheu über ein brutales Internetvideo zugunsten einer aufgesetzten „Coolness“ unterdrückt, ist ein genuiner Moment (der durch den seltsamen Drang, die Zeitachse durcheinanderzubringen, auch wieder ein Stück weit leidet).

Darüber hinaus tut „Der Nachtmahr“ wenig, um aus seinen Figuren dreidimensionale Charaktere zu machen. Auch kann er sich zunächst nicht zwischen einer suggestiven und einer handfesten Ebene entscheiden, nur um dann irgendwann, zu seinem Unglück, zugunsten zweiterer zu kippen. Der Nachtmahr kann gesehen werden, andere Menschen können ihn verletzen (was á la „E.T.“ direkte Auswirkungen auf Tina hat), der Zauber des nicht ganz greifbaren verfliegt so schnell, wie er gekommen ist.

Das Symbolische einer Coming-of-Age-Geschichte wird hier in die erstbeste Form gegossen. Anstatt sich von der Prämisse aus weiterzuentwickeln und vielleicht den ein oder anderen originellen Weg zu beschreiten, denkt „Der Nachtmahr“ nicht weiter. Das hat in den besten Momenten zwar auch etwas entwaffnendes (etwa wenn das Wesen einen geradezu scheuen Kontaktversuch startet), ist aber über den Großteil der Laufzeit einerseits anstrengend (dank des Soundtracks und der tristen Inszenierung, die in den wummernden Passagen besonders zum Tragen kommt), andererseits recht witzlos, eben weil „Der Nachtmahr“ weit weniger überrascht oder gar fordert, als man es sich wünschen würde.

Es gibt keinen doppelten Boden, kein sorgfältig konstruiertes Drehbuch. „Der Nachtmahr“ ist, was er ist und was er ist, ist wegen der Eindimensionalität über weite Strecken nicht sehr interessant. Einzig, wenn gezeigt werden sollte, wie banal das Erwachsenwerden trotz aller aufkommender Monstren sein kann, hat „Der Nachtmahr“ seine Schuldigkeit getan.

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