I completely understand why the parents gave her away.
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Wavelength 1967
Ein unaufhaltsamer Fluss der Blicke.
Obwohl wir in Michael Snows avantgardistischem Experimental-Film scheinbar bloß 43 Minuten lang auf eine Wand schauen, starren wir dabei sicherlich keine Löcher in die Luft. 'Wavelength' ist ein Rorschach-Test, der in seiner Unausstehlichkeit bezwungen werden will, sein stoisches Nichts im Gewand einer zerebralen Provokation nur vortäuscht und uns doch gleichzeitig die Einladung zum engagierten Drift offen anbietet.Die Idee des Films ist die einer vorgegaukelten Kontinuität - ein sich allmählich steigernder Sog interessiert an der…
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Z 1969
Followbruary #4
Costa-Gavras Politik-Thriller, mit dem vermutlich kürzesten Titel der Filmgeschichte, eröffnet seine Geschichte mit der vergnüglichen Subversion einer Bekundung, die wir nur allzu oft gehört haben: “Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind nicht zufällig.” Sie sind vom Regisseur im vollen Bewusstsein gesetzt, denn es geht ihm um die Wahrheit.
Die Wahrheit in der Geschichte von ‘Z’ rund um den Mord am Führer einer oppositionellen Bewegung erscheint wie das letzte fehlende Teil eines Puzzles, dessen Bildmotiv jedoch…
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That Obscure Object of Desire 1977
Followbruary #3
Liebe macht blind – und vielleicht verstehen wir sie deshalb nicht, denn sie ist nicht immer klar zu sehen.
Eine klare Sicht auf die stets bewachten und flankierten Trennungslinien zwischen Begierde und Sabotage wird dem lustvollen Paar in Buñuels finalem Paukenschlag jedenfalls nicht beschienen. Zynisch kreiert er eine glättende Plane, auf deren Hintergrund Beziehungen und Terroranschläge ineinanderfließen, bis sie schließlich nicht mehr voneinander zu unterscheiden sind. Nicht nur Buñuels – wohl aus der Not geborene- Doppelbesetzung der weiblichen…
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Neon Genesis Evangelion: The End of Evangelion 1997
Followbruary #2
Die vermutlich einzige Anime-Serie, die man schauen braucht.
Werke, die ihr eigenes Medium in Frage stellen sind häufig im besten Falle durchschaubar und im schlimmsten ein dröges Thesen-Hämmern. Mit ‘Neon Genesis Evangelion’ gelingt es Showrunner Hideaki Anno die erzählerische Sprache eines trojanischen Pferdes zu entwickeln, die es schafft aus ihrem ‘Monster of the Week’-Format auszubrechen und sich in ein höchstpersönliches Kreuzverhör mit sich selbst zu entwickeln, um seinen eigenen Eskapismus zu hinterfragen.
Damit dieses Kunststück jedoch gelingt, muss…
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Band of Outsiders 1964
Followbruary #1
Ist es möglich sich an das eigene Gefühl der Langweile zurückzuerinnern? Über ein halbes Jahrhundert nach dem Erscheinen von Jean Luc-Godards ‘Bande à part’ ist es schier erstaunlich, welchen ikonographischen Stellenwert dieser Film noch ausstrahlt, wo ihn doch eigentlich die entrückte Aura einer inneren Leere umgibt. Ein Tarantino benannte seine Produktionsfirma nach diesem Werk und Szenen wie der Wettlauf durch den Louvre und ein spontaner meisterlich synchronisierter Tanzausbruch in einer Kneipe werden vermutlich auch noch die nächsten 50…
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Burning 2018
'Burning' might be one of those few movies that literally live of a perfect script. Based on a Murakami short story it enriches its plot by puzzle pieces that are perfectly interlocking and yet the core of the resulting image remains a mystery. Even if the film structures its midpoints with a heightening and yet lyrical poignancy the enigma under the surface level stays with you and offers the potential to burn you up long after the movie finished -…
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The Sacrifice 1986
Followbruary #9
„I am only interested in the views of two people: one is called Bresson and one called Bergman.”
Ohne Zweifel ist 'Opfer' das Werk eines Bewunderers. Mit dem selben Kameramann und der Schauspieler-Riege eines Bergmann-Films und sogar nahe seines Geburtsortes gedreht, versucht Tarkowski die Essenz des schwedischen Regisseurs zu beschwören, ohne allerdings seine eigene Sprache zu verlernen.
Die beiden Filmemacher eint vieles auch abseits ihrer gegenseitigen Wertschätzung: ihr Rhythmus, der durch lange Einstellungen dem Fluss der Zeit eine… -
The Lives of Others 2006
Followbruary #8
Zwei Schreibmaschinen. Die eine im Dienst der Fiktion, die andere als protokollierendes Überwachungsinstrument. Die bedienenden Menschen dahinter mögen auf dem ersten Blick unterschiedlich sein – ein freiheitlicher Autor auf der einen und ein höriger Stasi-Beamter auf der anderen Seite – und doch zeigt sie der Film letztendlich in gleicher Funktion: die des Geschichten-Erzählers. Beinahe einer Theaterinszenierung gleich führt uns Florian Henckel von Donnersmarck die Farce von Freiheit in totalitären Systemen vor und springt zwischen der erlebten Wirklichkeit und…
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The Karate Kid 1984
Followbruary #7
Schon wieder springt der ausgediente Wagen der Familie LaRusso nicht an. Anlass zur Sorge gibt es jedoch keinen, stattdessen steigen Mutter und Sohn aus und schieben das Fahrzeug in gewohnter Routine mit gemeinsamer Körperkraft an und statt mit ärgerlichem Fluchen vermischt sich der Sprung zurück ins Auto und das Aufheulen des Motors mit ihren Jubelschreien.
Die Stärke von ‚Karate Kid‘ ist die Gleichzeitigkeit seiner Ebenen und das Vertrauen in sein Publikum. In einem weitgehend gelungenem Genre-Mix aus Kung…
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In the Mouth of Madness 1994
Followbruary #6
Die große Leistung von 'In the Mouth of Madness' ist das Unaussprechliche eines geschrieben Wortes in zu uns durchdringende Bilder des Horrors zu überführen.
John Carpenter illustriert die einflussreiche Macht von Geschichtenerzählern als Welten-Erschaffer (und Vernichter?), indem er sie als apokalyptische Marionetten begreift, die ihrem höheren Schicksal bis zur zerfleischenden Selbstaufgabe ergeben sind. Das Konstrukt des Films ist ein metafiktionaler Strudel, in der die Figuren nicht nur die Protagonisten ihrer eigenen Geschichte sind, sondern gleichzeitig bis an ihr… -
The Fall 2006
Followbruary #5
Allein schon die schiere Ambition lässt Tarsem Singhs Filmprojekt einzigartig erscheinen. ‚The Fall‘ ist ein sprichwörtlicher Fall ins Imaginäre und erzählt mit einer visuellen Übergröße von der Überführung des Alltäglichen ins Fantastische.
Singh inszeniert den Akt des Geschichtenerzählens als kommunikativen Prozess, in dem sowohl Erzähler als auch Hörer gleichermaßen Anspruch auf die von ihnen bevölkerte Welt erheben dürfen. Beide sind bei der Erschaffung ihres fantasievollen Konstruktes beteiligt und engagiert: in diesem Falle folgt der Erzähler, ein verletzter Stunt-Darsteller,…