Kill Your Friends

Kill Your Friends ★★★½

Wer 99 FRANCS (39,99) gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. Zwar wird KILL YOUR FRIENDS in den meisten Reviews mit AMERICAN PSYCHO verglichen, aber mich hat er außerdem sehr stark an diese französische Satire auf die Werbewelt erinnert. Schließlich stehen bei KILL YOUR FRIENDS die titelgebenden Morde nicht so sehr im Mittelpunkt wie die satirische Auseinandersetzung mit einer Industrie, die extrem auf Konsum, Drogenpartys und den eigenen Erfolg ausgerichtet ist. Nur dass es hier eben die Musikindustrie ist, um die es geht. Beide Filme basieren außerdem auf Romanen mit autobiografischen Elementen und stellen extrem unsympathische Charaktere in den Mittelpunkt.

Meine Kritikpunkte sind dann auch die selben wie bei 99 FRANCS: Ist uns das neu? Wie im Film selber zugegeben wird, existieren die Klischees von den kalten Plattenfirmen, deren Führungsetage sich durch den Tag kokst und einen Scheiß auf Talent oder gar Kunst gibt, schon seit vielen Jahren. Die Art und Weise wie sie der Film uns präsentiert, wirkt auf mich deshalb ziemlich plump, denn er zeigt uns genau das, was wir erwarten. Stammtischgerede über eine Branche, für die viele nur Verachtung übrig haben, wird auf die große Leinwand übertragen, damit man darüber johlen kann. Überraschende Entwicklungen sucht man in der Handlung deshalb bis auf die wenigen Gewaltszenen vergeblich.

Wem diese Oberflächlichkeit im Umgang mit dem Thema nichts ausmacht, und wer einfach nur über die altbekannten Klischees der Musikindustrie lachen möchte, bekommt allerdings gute Unterhaltung mit schwarzem Humor geliefert. Die Besetzung passt und Stevens Sprüche sind größtenteils witzig. Obwohl er ein Unsympath erster Güte ist, zieht er einen in seinen Bann. Hier würde in einer deutschen Synchonisation sicher einiges vom Charme verloren gehen. Es ist einer dieser Filme, an denen ich zwar einiges zu bemängeln habe, der mich aber durchgängig fesseln konnte - und das, obwohl ich ein Musikbanause bin und von der Szene keine Ahnung habe. Aber wie gesagt: Es geht um Klischees, die jeder kennt, und viele Gags zielen auf Mainstream-Tauglichkeit ab (Casting Shows). Also braucht sich niemand Sorgen zu machen, der in den 90ern statt Britpop lieber DJ Bobo gehört hat.

Fazit: Für eine clevere Satire reicht es nicht ganz, aber für eine durchaus unterhaltsame Abrechnung mit der Musikindustrie garniert mit ein bißsschen Blut. Kann man so machen. Musikfreunde dürften noch mehr Spaß damit haben als ich - oder sie sind genervt, kann auch sein ;).

6.5/10 (schwanke also zwischen 3 und 3,5 Sternen)

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