The Sadness

The Sadness ★★★★

Wichtelclub Runde 50
Wichtelvermutung: Sven

Lange auf der Watchlist gehabt und nun Dank meines Wichtels endlich davon streichen können. THE SADNESS aus Taiwan ist ein so gradliniger Zombiefilm, wie ich ihn lange nicht mehr gesehen habe - und das ganz ohne Zombies! Denn hier geht es um ein der Tollwut ähnliches Virus, das zuerst nur wie ein Schnupfen wirkt, dann aber mit einem Mal mutiert und die Bevölkerung zu reißenden Bestien werden lässt. Sie verlieren alle Hemmungen und rennen mit wahnsinnigem Grinsen folternd, vergewaltigend und mordend durch die Stadt.

THE SADNESS erzählt zwar eine denkbar simple Geschichte, überzeugt aber auf ganzer Linie mit seiner kompromisslosen Umsetzung. Mehr Gore, mehr Panik, keine Verschnaufpausen. Dabei wird auch vor sexueller Gewalt nicht zurückgeschreckt, und ich würde deswegen auf jeden Fall eine Warnung aussprechen, wenn man empfindlich auf das Thema reagiert. Das hier ist definitiv kein Party-Splatter, und man kann höchstens zwischendurch kurz wegen der überraschend deftigen Gewaltdarstellung auflachen. Aber die Stimmung ist durchgehend ernst.

Dem Film eilte sein Ruf ja voraus. Was mich allerdings überrascht hat war, dass es kein stumpfer Sicko-Streifen ist, der mit allen Mitteln Grenzen überschreiten will, nur um zu schocken. Trotz aller Brutalität, die ansonsten gezeigt wird, wird die Kamera bei den Vergewaltigungen nicht draufgehalten. Wir sehen, was wir sehen müssen, um die Situation zu verstehen, ohne dass die Opfer vorgeführt werden. Das Gleiche gilt für eine bestimmte Szene im Krankenhaus, die wahrscheinlich sehr kontrovers aufgenommen wird. Das Kopfkino ist hier viel schlimmer als das tatsächlich Gezeigte. Dass nicht Nacktheit an sich das Problem war, zeigt sich in einer Szene, die ziemlich viel zeigt, bei der es sich aber eben nicht um eine Vergewaltigung handelt. Dass ein Film, der vor so wenig zurückschreckt, dennoch eine solche Sensibilität an dern Tag legt, hat mich beeindruckt. Denn es zeigt, dass wir im Horror-Genre nicht auf unangenehme Themen verzichten müssen, sondern dass es darauf ankommt, wie man sie umsetzt. Klar - THE SADNESS wird auf viele trotzdem verstörend wirken. Aber ich sehe hier einen deutlichen Fortschritt zu vielen älteren Filmen, die einen Schwerpunkt auf ihre Gewaltdarstellung gelegt haben.

THE SADNESS übt darüber hinaus in bester DAWN OF THE DEAD Tradition auch Gesellschaftskritik. Warnungen vor einer möglichen Mutation des Virus werden nicht ernst genommen, weil ein Lockdown für die Regierung nicht in Frage kommt. Die Gefahren werden heruntergespielt, weil die Wirtschaft und vor allem die eigene Wiederwahl mehr zählen als Menschenleben. Das ist natürlich wenig subtil, aber passt gut zum Rest des Films. China wird darüber nicht erfreut gewesen sein. Und auch ältere Männer, die nicht einsehen wollen, dass ihre aufdringlichen "Komplimente" jungen Frauen gegenüber unangebracht sind, werden thematisiert.

Eigentlich hatte ich Bedenken, dass mir THE SADNESS nicht ganz so gut gefallen könnte, weil ich nicht mehr viel für Gewalt der Gewalt wegen übrig habe, und inzwischen etwas mehr von einem Film erwarte. Aber er kombiniert seine gelungenen Effekte mit Spannung und einer gewissen Umsichtigkeit, die mir sehr gefallen haben.

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Janina liked this review